Baden-Württembergs reale Wirtschaftsleistung 2019 nur knapp über Vorjahresniveau
Nach einem bereits stagnierenden ersten Halbjahr 2019 konnte die baden-württembergische Wirtschaft auch in der zweiten Jahreshälfte nicht an Fahrt aufnehmen. Wie die heute vom Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« unter Vorsitz von Präsidentin Dr. Carmina Brenner veröffentlichten vorläufigen Wirtschaftsdaten auf Länderebene für 2019 zeigen, lag das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) Baden-Württembergs lediglich um 0,1 % über dem Niveau des Vorjahres. Nominal, d.h. in jeweiligen Preisen, stieg das baden-württembergische Bruttoinlandsprodukt – als Maß für die hier zu Lande insgesamt erstellten Waren und Dienstleistungen – im Jahr 2019 um 2,1 % auf rund 524 Milliarden Euro.
Einen stärkeren konjunkturellen Einbruch erfuhren nur Rheinland-Pfalz mit einem Rückgang der preisbereinigten Wirtschaftsleistung um −1,3 % sowie das Saarland mit einem Minus von 0,6 %. Spitzenreiter 2019 waren die wesentlich stärker dienstleistungsorientierten Stadtsaaten Berlin mit 3,0 % und Hamburg mit 2,2 % Wachstum. Von den anderen großen Flächenländern ist Bayerns Wirtschaft 2019 preisbereinigt um 0,5 % gewachsen und in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ergaben sich Wachstumsraten von 0,2 bzw. 0,9 %.
Industrie schwächelt
Ein Hauptgrund für die im Ländle geringe wirtschaftliche Dynamik 2019 war vor allem die schwächelnde Südwestindustrie mit einer rückläufigen Bruttowertschöpfung von −3,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Deutschland −3,7 %). Insbesondere in den für die Südwestwirtschaft bedeutsamen Bereichen Maschinenbau sowie die Herstellung von Metallerzeugnissen und elektrischen Ausrüstungen war ein anhaltender Abwärtstrend sowohl bei der Inlands- als auch Auslandsnachfrage zu verzeichnen.
Bau und Dienstleistungsbereiche als Stabilisatoren
Weiterhin stabilisierend wirkte dagegen in Baden-Württemberg das Baugewerbe mit einem Anstieg der preisbereinigten Bruttowertschöpfung 2019 um 2,6 % gegenüber 2018. Ebenso erwiesen sich im Jahr 2019 die »Dienstleistungsbereiche« mit rund 1,8 % Zuwachs an der preisbereinigten Bruttowertschöpfung gegenüber dem Vorjahr als robuste Wachstumstreiber. Insbesondere die Bereiche »Handel; Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe« (2,5 %), »Information und Kommunikation« (3,2 %), »Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit« (2,0 %) und »Finanz- und Versicherungsdienstleister« (2,8 %) trugen maßgeblich zur Stabilisierung der Wirtschaft bei. Jedoch konnte der Aufwärtstrend der Dienstleistungsbereiche die Schwäche des in Baden-Württemberg besonders stark ausgeprägten Industriesektors nicht vollumfänglich kompensieren. Daraus resultiert auch das etwas schwächere Wachstum Baden-Württembergs gegenüber dem Bundesdurchschnitt 2019, da der Anteil des Dienstleistungssektors an der BWS insgesamt mit 69,3 % auf Bundesebene deutlich höher liegt als in Baden-Württemberg (60,3 %).
Aktuelle Ergebnisse der VGR-Generalrevision 2019
Im Jahr 2019 fand in Deutschland – wie in den meisten Mitgliedstaaten der Europäischen Union – eine umfassende Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) einschließlich der Erwerbstätigenrechnung (ETR) statt. Mit den heutigen Ergebnissen veröffentlicht der Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« die neuen, revidierten Länderergebnisse zum BIP bzw. zur Bruttowertschöpfung sowie zum Arbeitnehmerentgelt und zu den Bruttolöhnen und -gehältern sowohl für die Berichtsjahre am aktuellen Rand bis 2019, als auch für die Rückrechnungsergebnisse für den Zeitraum bis 1991.
Im Rahmen der VGR-Revision 2019 gab es keine maßgeblichen konzeptionellen Änderungen, vielmehr wurden insbesondere neue Datenquellen, geänderte Bezugs- und Basisdaten und Berechnungsmethoden berücksichtigt. Von der Änderung der Bezugs- und Basisdaten im Rahmen der Revision waren vor allem das Arbeitnehmerentgelt und die Erwerbstätigen betroffen. So wurde bei der Berechnung des Arbeitnehmerentgelts auf Länderebene größtenteils die Datenquelle für die Durchschnittsverdienste geändert.
Um Brüche in den Zeitreihen zu vermeiden und den Datennutzern weiterhin methodisch konsistente Zeitreihen zur Verfügung zu stellen, wurden die Ergebnisse bis 1991 zurück neu berechnet.