Mit Michael Thalheimers beeindruckender Inszenierung von Tennessee Williams grandiosem Südstaatendrama Endstation Sehnsucht gastiert das Berliner Ensemble am Freitag, 28.2. und am Samstag, 29.2.2020, jeweils um 19.30 Uhr auf den Pfalzbau Bühnen. Blanche und Stella sind Schwestern, aber sie könnten kaum unterschiedlicher sein. Und so ist das schlimme Ende vorprogrammiert, als die ihrer bürgerlichen Existenz beraubte und psychisch labile Blanche im prekären Haushalt von Stella Schutz sucht. Dort fehlt es an allem, an Geld, Ästhetik, Ordnung, Bildung und Umgangsformen. Stattdessen herrscht ein rüder Ton, geprägt von der aggressiven und anarchischen Energie des Ehemanns Stanley. Blanche provoziert ihn mit ihrem Beharren auf moralischer Reinheit und ihrer Sucht nach Bestätigung. Sie wird Objekt seines Hasses und seiner Begierde. Ein brutaler Akt der Unterwerfung treibt Blanche endgültig in den Wahnsinn.
Mit Blick auf die zunehmend gespaltene moderne Gesellschaft interpretiert der Regisseur das Wort Klassenkampf neu. Blanche Dubois steht für eine dünkelhafte intellektuelle Elite, gegen deren Herablassung die Gemeinschaft der Abgehängten aufbegehrt. In der Wahl der Mittel gibt es dabei kein Tabu. Ein hervorragendes Ensemble, das bis in die kleinste Rolle glänzend besetzt ist, stützt dieses Inszenierungskonzept, und Cordelia Wege als Blanche bewältigt den Grenzgang zwischen zutiefst berührender Not und nerviger Psychose auf unvergleichliche Weise. Für den Verlust aller Sicherheiten hat Olaf Altmann ein treffendes Bild gefunden. Ein stählerner Kasten, an dem von außen der Rost frisst, steht schräg mehrere Meter über dem Bühnenboden. Hier das Gleichgewicht zu halten, erfordert höchsten Einsatz. Wie die Angst vor dem Absturz und das Auseinanderdriften von Lebenswelten zu Verrohung und Gewalt führen, zeigt diese Inszenierung in überwältigenden Bildern.
Preise 40 € / 34 / 28 € / 22 €
Kartentelefon 0621/504 2558