Medea – Königstochter, Ehefrau, Betrogene, Fremde und Kindsmörderin: Kaum eine Frauenfigur der Antike hat mehr Bearbeitungen inspiriert als sie. Jede Epoche warf dabei ihren eigenen Blick auf den Mythos um die Frau, die aus Liebe zu Jason ihre Heimat für immer verlässt und ihm nach Griechenland folgt. Sie gebiert ihm zwei Kinder, muss nach ein paar Jahren jedoch einer anderen, jüngeren Königstochter Platz machen. Medea tut das Unvorstellbare: Sie ermordet nicht nur Jasons neue Braut, sondern auch ihre eigenen Kinder.
Am Freitag, 20.3. und am Samstag, 21.3.2020, jeweils um 19.30 Uhr gastiert das Burgtheater Wien mit Simon Stones Inszenierung des antiken Klassikers auf den Pfalzbau Bühnen. Der australische Regisseur und Stückeüberschreiber versetzt Medea in die Gegenwart und mischt die Tragödie mit einer realen Geschichte der Gegenwart. In den 1990ern setzte die amerikanische Ärztin Debora Green nach ihrer Scheidung das Familienhaus in Brand und tötete dabei ihre drei Kinder. Aus Medea wird bei Stone die Pharmazeutin Anna, die gerade einen Aufenthalt in der Psychiatrie hinter sich hat. Nun will sie die Beziehung zu ihrem Mann Lucas wiederbeleben, der jedoch ein Auge auf die Tochter seines Chefs geworfen hat. Kurz davor, alles zu verlieren, sieht Anna nur noch einen einzigen Ausweg.
In der Titelrolle brilliert Caroline Peters, die beim Gastspiel des Burgtheaters Wien 2018 in Yasmina Rezas Komödie Bella Figura begeisterte. Sie spielt Anna mit einer solchen Wucht und Schärfe, dass kein Zweifel an der Möglichkeit, ja sogar der Menschlichkeit einer solchen Tat aufkommt. Die Sympathien gehören ihr, der kämpfenden, leidenden und schließlich mordenden Frau, und nicht ihrem biederen, amorphen Ehemann. Für diese fulminante Leistung wurde die Schauspielerin kürzlich mit dem renommierten Nestroy-Preis ausgezeichnet. Im klinisch kalten Ambiente von Bob Cousins Bühnenbild beeindrucken auch Steven Scharf als bieder-feiger Ehemann und die weiteren Darsteller Mavie Hörbiger, Christoph Luser, Falk Rockstroh und Irina Sulaver.
Preise 46 € / 39 / 32 € / 25 €, Kartentelefon 0621/504 2558