Vielfältig, kreativ, fundiert und eine lebenswerte Zukunft fest im Blick – so lassen sich die acht studentischen Arbeiten und Projekte beschreiben, die am 17. April mit dem Nachhaltigkeitspreis der Mannheimer Wirtschaftsförderung für Studierende im Green Garden Luisenpark ausgezeichnet und zuvor unter vielen spannenden Bewerbungen ausgewählt wurden.
Mit dem Leitbild „Mannheim 2030“ hat sich Mannheim auf den Weg gemacht, die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele auf lokaler Ebene umzusetzen und als eine der Modellstädte für die EU-Mission „100 klimaneutrale und smarte Städte“ bis 2030 klimaneutral zu werden. Für Mannheim als herausragenden Industrie- und Produktionsstandort stellt dies eine besondere Ambition dar. Darin liegt auch die Motivation zur Verleihung des Nachhaltigkeitspreises der Mannheimer Wirtschaftsförderung an Studierende begründet.
Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch erklärt dazu: „In Mannheim haben wir rund 30.000 Studierende. Für die Transformation der Produktions- und Wertschöpfungssysteme auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt, brauchen wir alle wichtigen Partnerinnen und Partner – und hier vor allem auch Wissenschaft und Forschung. Sie sind entscheidende Variablen für die Zukunftsfähigkeit einer Stadt und Region. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, innovative studentische Arbeiten und Projekte mit dem Nachhaltigkeitspreis auszuzeichnen.“
„Wir freuen uns, dass sich so viele Studierende mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten und über Projekte einbringen und sich dem wichtigen Thema „Nachhaltigkeit und Klimawandel“ angenommen haben. Wir laden dazu ein, sich untereinander zu vernetzen und sich weiter für ein starkes klimaneutrales Mannheim 2030 zu engagieren“, so Bildungsbürgermeister Dirk Grunert.
Zur Stärkung der Kooperation zwischen des Stadt Mannheim und den Hochschulen wurde im Jahr 2021 die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Hochschulen mit dem „Steuerkreis Hochschulen – Stadt Mannheim“ institutionalisiert. Geleitet von den Bürgermeistern Grötsch und Grunert gehören dem Steuerkreis die Rektorate der Universität und der staatlichen Hochschulen Mannheims sowie von Seiten der Stadt Mannheim die Fachbereiche Wirtschafts- und Strukturförderung und Bildung an. Daraus abgeleitet bildete sich auf Arbeitsebene ein regelmäßig tagender Arbeitskreis Nachhaltigkeit, der mögliche Kooperationen zwischen Stadt und Hochschule identifizierte und den Nachhaltigkeitspreis, der pro Hochschule mit 1000 Euro dotiert ist, initiierte.
Die Arbeiten und Projekte im Überblick:
Nik Sachteleben, Studierender an der Universität Mannheim, stellt in seiner Masterarbeit „Enabling Circular Economy to Unfold its Potential – Development of a holistic impact meausurement model for circular economy“ die These auf, dass Klimapolitik und ihre Umsetzung durch Unternehmen dann erfolgreich ist, wenn nachhaltige Praktiken korrekt bewertet und dessen Auswirkungen gleichartig erfasst werden können. Üblicherweise werden CO2-Äquivalente genutzt, um Umweltauswirkungen von Unternehmen zu vergleichen. In seiner Arbeit hat Sachteleben ein holistisches Modell entwickelt, das ökologische, soziale und ökonomische Effekte misst und mit, beispielsweise dem Umsatz und der Mitarbeiterzahl in ein Verhältnis zur Unternehmensgröße setzt, um verschiedene Organisationen vergleichbar zu machen.
Miriam Wörner, ebenfalls Studierende an der Universität Mannheim, geht in ihrer Bachelorarbeit der Frage nach „Wie nachhaltig ist Nachhaltigkeitskommunikation? Eine empirische Studie zur Wirkung ausgewählter Nachhaltigkeitskommunikationsstrategien auf die Unternehmensreputation“. Dabei untersucht sie, welchen Effekt der Einsatz von Glaubwürdigkeits-, Emotionalisierungs- und Personalisierungsstrategien innerhalb der Nachhaltigkeitskommunikation auf der Unternehmenswebseite auf die Unternehmensreputation ausübt. Zu diesem Zweck wurde ein Online-Experiment mit 320 Versuchspersonen durchgeführt.
Vanessa Lohmann, Studierende an der Hochschule Mannheim, beschäftigt sich in ihrer Studienarbeit „Analyse realer Großspeichersysteme zur Umsetzung des Netzbooster-Konzepts in Kupferzell“ mit Speichertechnologien, die zukünftig eingesetzt werden können, um bestehende Stromleitungen höher auszulasten. Ihr Ansatz basiert dabei auf der Wiederverwendung von Traktionsbatterien aus batterieelektrischen Fahrzeugen in einem zentralen Großbatteriespeicher. So sollen drohende Engpässe im Stromnetz, die durch wachsende Distanzen zwischen der Stromerzeugung und den Verbraucherzentren zunehmen, abgemildert werden.
Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit an der Hochschule Mannheim hat das Ziel, die Hochschule in der sozial-ökologischen Transformation voranzutreiben. Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit initiiert die Konzeptionierung eines Green Offices, um Nachhaltigkeit an der Hochschule Mannheim zu institutionalisieren und die sozial-ökologischen Transformation voranzutreiben. Das Nachhaltigkeitsbüro funktioniert statusübergreifend, soll also sowohl Studierende als auch Mitarbeitende zu Projekten motivieren und vernetzen und beteiligt sich außerdem an institutionellen (Entscheidungs-)Prozessen. Im Vergleich zu ehrenamtlichen Initiativen wird ein Green Office von der Hochschule mandatiert, finanziert und mit Räumlichkeiten ausgestattet.
Die Bachelorarbeit des DHBW-Studierenden Maximilian Büchel trägt den Titel „Konzeptionierung eines Tools zur Bewertung von unterschiedlichen Produktionsstandorten im Hinblick auf den CO2-Fußabdruck bei der Beschaffung von Produkten“. Darin entwickelte er ein umfangreiches Berechnungstool zur Beurteilung des CO2-Fußabdrucks von Produkten an verschiedenen Produktionsstandorten. Das Berechnungstool kann zukünftig bei Lokalisierungsfragen des Unternehmens eingesetzt werden. Dadurch können bei Entscheidungen zusätzlich zu technischen und finanziellen Aspekten auch die Nachhaltigkeit berücksichtigen werden.
Vor dem Hintergrund gesetzlicher Regelungen im Nachhaltigkeitsreporting identifiziert Franziska Holstein in ihrer Bachelorarbeit an der DHBW „Konzeption der nichtfinanziellen Berichterstattung eines Aktienunternehmens: Ergebnis einer vergleichenden Analyse“ Gestaltungsmöglichkeiten der nichtfinanziellen Berichterstattung der Bilfinger SE. Dazu wurden diverse schwedische und deutsche nicht-finanziellen Berichte – im informellen Sprachgebrauch auch als Nachhaltigkeitsberichte bezeichnet – börsennotierter Unternehmen analysiert und verglichen und daraus abgeleitet Potenziale identifiziert.
Das Team „Lights on!“ bestehend aus Marie Fickartz, Danna Jamín González Figueroa, Anna Lengert und Joe-Anne Lingos, alle Studentinnen der DHBW Mannheim, entwickelten ein neuartiges Beleuchtungskonzept für den städtischen Raum, mit dem bis zu 90 Prozent Energieeinsparung möglich sein könnten. Des Weiteren wird die Lichtverschmutzung im öffentlichen Raum reduziert und die Sicherheit der Menschen erhöht. Das Konzept setzt auf einzeln angesteuerte LED-Lampen mit einer eigenen Schaltlogik sowie integrierten Sensoren zur Detektion von Bewegungen und Helligkeit. Neben der Energieeinsparung bietet das Konzept zusätzlichen Nutzen, indem die Straßen zum Beispiel mittels Lichtstreifen besonders markiert, Menschen mit Lichtsignalen vor Gefahren gewarnt oder individuelle Wege bei Dunkelheit aufgezeigt werden.
In der Masterarbeit „Studioarbeit in Zeiten des Klimanotstandes – Hürden und Möglichkeiten einer klimafreundlichen Musikproduktion“ untersucht Julian Losigkeit, Studierender an der Popakademie Baden-Württemberg, wie man in verschiedenen Aspekten der Musikproduktion möglichst viel CO2-Emissionen einsparen kann. Untersucht wurden die Bereiche Logistik, Equipment, Arbeitsweisen, Gebäudeeffizienz, Green IT und Vertrieb. Mit einer Umfrage wurden Musikschaffende zu diesen Themen befragt, um einen realistischen Ist-Zustand der Studioarbeit in Hinblick auf die ökologische Nachhaltigkeit zu bekommen. Auf die Ermittlung und den Abgleich der Daten, folgte schließlich die Erstellung eines „Green Riders“, eines Leitfadens fürs CO2 sparende Arbeiten im Tonstudio.
Quelle: Stadt Mannheim