Wirtschaftsförderung bringt Einzelhändler und Vermieter zusammen / „Interesse am Standort groß“
Die Heidelberger Altstadt zählt laut der bundesweiten Studie „Vitale Innenstädte“ zu den attraktivsten Innenstädten in Deutschland. Aufgrund der kleinteiligen Ladenstruktur befindet sich der Einkaufsstandort Heidelberg in einem stetigen Wandel mit wechselnden Angeboten, Geschäftsumzügen, Ladenschließungen und Neueröffnungen. Die städtische Wirtschaftsförderung steht in einem engen Austausch mit Vermietern von Geschäftsräumen, Einzelhändlern, Verbänden und Expansionsleitern größerer Unternehmen. Die intensive Netzwerkarbeit verfolgt das große Ziel, die Attraktivität der Innenstadt weiter zu erhöhen, hochwertige und interessante Einkaufsangebote anzusiedeln sowie Leerstände zu vermeiden.
Wie es gelingt, Vermieter und Einzelhändler erfolgreich zueinander zu bringen und leerstehende Räumlichkeiten attraktiv zu füllen, erläuterten Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner sowie Marc Massoth und Iris Schiller von der Wirtschaftsförderung am 15. September 2021 in der Altstadt. Die Neugründerinnen Sabine Barkhof und Sabine Pfützner berichteten von der Unterstützung, die sie im Vorfeld ihrer Geschäftseröffnung am Heumarkt erhalten hatten. Die Vermieter Gerhard Menold und Andreas Freundt sprachen über Herausforderungen und Hilfen bei der Suche nach geeigneten Nachmietern, insbesondere während der Corona-Zeit.
„Einzigartigkeit und hohen Qualitätsstandard weiter stärken“
Oberbürgermeister Prof. Würzner: „Heidelberg zeichnet die vielen kleinen, inhabergeführten Geschäfte aus. Die Eigentümerinnen und Eigentümer bieten mit Leidenschaft und Herz ganz besondere Produkte an, die es nicht überall zu kaufen gibt. Das macht den Einkaufsstandort Heidelberg so attraktiv. Wir wollen diese Einzigartigkeit und diesen hohen Qualitätsstandard weiter stärken. Unsere Wirtschaftsförderung hat ihre Beratungsangebote an Vermieter und Händler daher nochmals ausgebaut. So gelingt es uns, leerstehende Geschäfte in der Altstadt in der Regel schnell wieder zu füllen und viele hochwertige Einkaufsangebote anzusiedeln.“
Marc Massoth, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Wissenschaft, erklärte: „Die Corona-Pandemie hat den Druck auf den stationären Handel erhöht. Wir beobachten auch in Heidelberg eine hohe Dynamik. Wegen des Lockdowns gab es zwischenzeitlich mehr Leerstände als üblich. Inzwischen sind die meisten Läden wieder gefüllt. Die Nachfrage an Verkaufsräumen in der Innenstadt ist bereits wieder größer als es freie Immobilien gibt. Wir können gar nicht alle Wünsche erfüllen. Das Interesse am Einkaufsstandort Heidelberg ist weiterhin sehr groß.“
„In vielen Fällen gelingt es uns, qualitativ hochwertige Angebote zu vermitteln. Unsere Steuerungsmöglichkeiten haben allerdings auch ihre Grenzen: Wir können beraten, vermitteln, unterstützen. Letztlich entscheiden aber die Vermieter, welchem Geschäft oder Gastronomiebetrieb sie den Vorzug geben“, ergänzt Iris Schiller, Ansprechpartnerin für den Einzelhandel bei der Wirtschaftsförderung.
Unter mehr als 250 Ladenlokalen in der Hauptstraße nur vereinzelte Leerstände
In der rund 1,4 Kilometer langen Hauptstraße zwischen Bismarckplatz und Marktplatz mit ihren mehr als 250 Ladenlokalen – darunter vorwiegend kleine, inhabergeführte Geschäfte – bewegt sich die Zahl der leerstehenden Räumlichkeiten nach einem zwischenzeitlichen Anstieg während des Corona-Lockdowns wieder im einstelligen Bereich. Darunter befinden sich auch Gebäude, die wegen größerer Sanierungs- oder Umbauarbeiten länger nicht genutzt werden können.
Aktive Wirtschaftsförderung: Steuerung und Ansprache, Vermittlung und Beratung
- Steuerung von Qualität und Branchenmix
Die Wirtschaftsförderung setzt sich aktiv im Rahmen ihrer Möglichkeiten für hochwertige Einzelhandelsangebote und einen stabilen Branchenmix ein.
- Zielgerichtete Eigentümeransprache
Die Wirtschaftsförderung steht in Kontakt mit zahlreichen Hauseigentümern. Diese werden beraten und dafür sensibilisiert, welchen Einfluss sie mit ihrer Vermietung auf den Standort Heidelberg haben. Die Wirtschaftsförderung vermittelt Kontakte zu Unternehmen, erprobt Pop-up-Konzepte mit der Wissenschaft und bietet Leerstandsbeklebungen an. Iris Schiller steht als Ansprechpartnerin für den Einzelhandel und Vermieter bereit.
- Ausbau eines Netzwerks zu ansiedlungswilligen Einzelhandelbetrieben
Die Wirtschaftsförderung fragt aktiv bei interessanten Unternehmen an, um sie für den Einkaufsstandort Heidelberg zu gewinnen. Ansiedlungswillige oder interessierte Unternehmen werden beraten und an Immobilien-Eigentümer vermittelt.
Erfolgreiche Beispiele
- Beratung von Gründerinnen
Im Zuge eines Leerstandes hat die Wirtschaftsförderung die Gründerinnen des Geschäfts „sabinesabine“ (Designmode) am Heumarkt intensiv beraten und ihnen die Lage in der Unteren Straße eingeordnet. Die beiden Neu-Unternehmerinnen haben daraufhin das Geschäft renoviert und ein weiteres Kleinod des inhabergeführten Handels an diesem prominenten Platz geschaffen – dadurch wird der Branchenmix gesichert.
„Viele haben auf unsere Pläne, ein Geschäft mitten während der Pandemie zu eröffnen, erstmal mit Skepsis reagiert. Wir haben uns aber schon länger nach einem geeigneten Standort umgesehen und waren uns dank der Beratung sicher: Wir möchten diesen Schritt gehen und haben dafür den perfekten Ort gefunden“, erzählt Gründerin Sabine Barkhof. Mitinhaberin Sabine Pfützner ergänzt: „Als Neugründerinnen hatten wir natürlich viele Fragen. Die Wirtschaftsförderung hatte immer ein offenes Ohr und hat uns sehr unterstützt. Das war eine große Hilfe.“
- Pop-up-Konzepte:
Wissenschaftliche Einrichtungen aus Heidelberg planen über einen mehrwöchigen Zeitraum, ein freies Ladenlokal mit experimentellen Ausstellungen zwischenzunutzen. Unter dem Motto „Science in the City“ soll bei Kunden der Innenstadt über Live-Experimente Interesse an der Wissenschaft geweckt werden. Die Wirtschaftsförderung hat den Kontakt von Vermietern zu wissenschaftlichen Einrichtungen hergestellt und forciert das Thema Pop-up-Konzept.
„Ich bin ein Fan der Heidelberger Altstadt“, sagt Vermieter Gerhard Menold, in dessen Räumen in der Hauptstraße eine Zwischennutzung geplant war. „Die Corona-Pandemie ist auch für die Vermieter eine große Herausforderung. Die Wirtschaftsförderung hat mich bei der Suche nach einem neuen Mieter sehr gut unterstützt. Die Hauptstraße muss aus meiner Sicht künftig noch stärker belebt werden mit kreativen neuen Ideen. Der Eventcharakter beim Einkaufen wird sicherlich immer wichtiger.“
- Attraktive Außengestaltung:
In der Hauptstraße 61 hat die Wirtschaftsförderung dem Vermieter bis zum Einzug eines neuen Nachmieters angeboten, das Schaufenster durch eine vollflächige Beklebung attraktiv zu gestalten und so noch interessanter für potenzielle Nachmieter zu machen. Die Wirkung auf das Erscheinungsbild der Hauptstraße war positiv. „Die Beklebung der Schaufenster hat für mehr Aufmerksamkeit und Interesse gesorgt“, sagt Vermieter Andreas Freundt.