Stadt fördert Wohnangebote für alle Lebenslagen
(zg) Die Schaffung von neuem Wohnraum ist von zentraler Bedeutung für die künftige Entwicklung Heidelbergs. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem eines: ein vielfältiges Wohnungsangebot für alle zu schaffen. Dazu zählen unter anderem Starterhaushalte, Haushalte mit Kindern, Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Behinderungen. Ein Augenmerk liegt dabei insbesondere auf einem Angebot für Haushalte mit mittleren und unteren Einkommen.
„Wer sich auf dem Heidelberger Wohnungsmarkt umguckt, entdeckt zahlreiche verschiedene Wohnformen, darunter viele gemeinschaftliche Projekte, die sich immer mehr in der Mitte unserer Gesellschaft verankern. Als Stadt fördern wir die Vielfalt der Wohnformen, etwa mit dem 10-Punkte-Programm Wohnen. Gerade diese Vielfalt trägt enorm dazu bei, dass wir das Wohnungsangebot in Heidelberg langfristig immer facettenreicher ausbauen können“, sagt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.
Eine Auswahl bestehender besonderer Wohnformen in Heidelberg:
Cross-Over-Häuser mit ineinander verschränkten Wohnungen
Die Cross-Over-Häuser an den Stichstraßen des Langen Angers in der Bahnstadt, etwa in der Montpellierstraße, kreieren eine neue platzsparende Wohnform, die dreigeschossige Maisonette-Wohnungen ineinander verschränkt. Diese liegen in einem Gebäude mit insgesamt vier Geschossen. Dadurch entstehen neue räumliche Bezüge und vielfältige Außenbereiche mit Terrassen, Balkonen und Atrien. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Stadthaus und Wohnung, zumeist für Familien. Die Wohnung erscheint Bewohnerinnen und Bewohnern in der Regel größer, da sich die Wohnung über mehrere Ebenen zieht.
Flexibles Wohnen für Studierende
Das neue Collegium Academicum auf dem Gelände des ehemaligen US-Hospitals in Rohrbach besteht aus zwei Bestandsgebäuden und einem Neubau in moderner Holzbauweise. Ein flexibles Zusammenspiel von Individual- und Gemeinschaftsfläche innerhalb der Wohngemeinschaften wird durch bewegliche Wandelemente möglich. Bei Einzug sind alle Zimmer 14 Quadratmeter groß. Durch Verkleinerung der Individualfläche ist es möglich, sich als Wohngemeinschaft für eine Gemeinschaftsfläche von bis zu 49 Quadratmetern zu entscheiden. Dazu gibt es vielfältige Zwischenformen, wie einen privater Kernbereich mit einem vorgelagertem Wohn- und Arbeitszimmer, das beispielsweise durch Regalwände oder Vorhänge von der Gemeinschaftsfläche abgegrenzt wird. Derzeit wird noch gebaut. 2022 sollen sich die Gebäude mit Leben füllen.
Gemeinschaftliche Wohnprojekte
In Heidelberg gibt es gemeinschaftliche Wohnprojekte in der Südstadt, in Rohrbach, Handschuhsheim und in der Altstadt. In derzeit acht Projektgruppen – zwei weitere sind im Entstehen – gibt es rund 150 Wohnungen. Dort leben etwa 400 Menschen verschiedener Altersklassen – von Studierenden und Starterhaushalten über Familien bis hin zu Seniorinnen und Senioren. Vertreten sind auch viele Menschen mit Handicap. Das erste Wohnprojekt in Heidelberg entstand im Jahr 2010 mit dem Prisma in Handschuhsheim, das neuste Projekt ist das 2019 bezogene Projekt Woge in der Südstadt. Gemeinsam schaffen die Gruppen preiswerten Wohnraum und achten auf eine sorgsame ökologische Lebensweise. Die Stadt Heidelberg unterstützt Wohngruppen bei der Planung mit einem regelmäßig stattfindenden Informationstag und digitalen Angeboten.
Wohnen ohne Barrieren: Quartier „Im Höllenstein“
Zunehmend mehr Menschen benötigen ein Zuhause, das auch mit einem Handicap oder im Rollstuhl zugänglich ist. Im Quartier „Im Höllenstein“ in Kirchheim gibt es 212 schwellenfreie Wohnungen, 85 Wohneinheiten sind barrierefrei errichtet worden, elf davon zusätzlich rollstuhlgerecht. Vor Ort befinden sich zudem zwei Arztpraxen und ein Friseursalon, die über kurze Wege erreichbar sind. Das Innere des Quartiers ist Fußgängern vorbehalten. Die unterschiedlich angeordneten Gebäudeensembles mit ihren Freiräumen bieten viele Treffpunkte. Von 2014 bis 2020 hat die GGH die in den 1920er- und 1950er-Jahren errichtete Siedlung in mehreren Bauabschnitten neu entwickelt. Diese bietet nun 335 Ein- bis Sechs-Zimmer-Wohnungen für alle Zielgruppen – vom Single-Haushalt bis zur Großfamilie. Durch das veränderte Angebot leben heute mit über 900 Personen 2,5-mal so viele Menschen im Höllenstein wie zuvor.
Genossenschaftliches Wohnen
Wohnraum im gesamten Stadtgebiet, darunter Siedlungshäuser mit Garten oder auch Betreutes Wohnen im Pfaffengrund, bietet die Genossenschaft Neu-Heidelberg, die nach der städtischen GGH die zweitgrößte Vermieterin der Stadt ist. Deren Neubauten der vergangenen zehn Jahre sind größtenteils barrierefrei. Über 50 Prozent werden öffentlich gefördert. Die Stadt sieht in den Wohnungsgenossenschaften einen wichtigen Partner zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.
Rund 4.700 Wohnungen in Heidelberg werden über Baugenossenschaften angeboten. Derzeit gibt es vier genossenschaftliche Träger in Heidelberg. Diese vermieten ihren Wohnraum nur an Mitglieder. Diese kaufen Genossenschaftsanteile und erhalten dafür ein Mitspracherecht sowie Wohnraum mit kalkulierbaren Mieten.
Denkmalgeschützt: Wohnen in Mühle und Scheune
Direkt am Neckar liegt die Alte Wieblinger Mühle (Bühlersche Mühle), die 1875 nach einem Brand sowie nach der teilweisen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurde. Ein Architektenehepaar hat das historische Bauwerk aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Sie kauften die Mühle und bauten sie zwei Jahre lang um. Alte Bauteile wurden, wenn möglich, wiederverwendet. Heute gibt es vier Wohnungen im Dachgeschoss der denkmalgeschützten Mühle. In den Geschossen darunter befinden sich Büros.
Ein weiteres Beispiel für Wohnen in denkmalgeschützten Gebäuden sind die Sanierung und Umbaumaßnahmen im Thann‘schen Hof im Zentrum von Alt-Rohrbach. Dort werden derzeit eine Scheune, eine Remise und ein Stall zu Wohngebäuden umgebaut – eine sinnvolle Nachnutzung auf dem Areal des einstigen adligen Hofguts. Auch das ehemalige Herrenhaus wird behutsam um zwei Wohneinheiten ergänzt. Insgesamt entstehen zehn neue Wohnungen. Das dörfliche Erscheinungsbild des Hofensembles bleibt erhalten. Wie bei der Bühlerschen Mühle hat die Untere Denkmalschutzbehörde den Vorhabenträger vor dem Umbau umfangreich denkmalfachlich beraten. Die sinnvolle Nachnutzung und der Erhalt der Gebäudesubstanz haben für den Denkmalschutz stets oberste Priorität.
Zahlen zum Wohnen in Heidelberg
In Heidelberg leben rund 160.000 Menschen. Es gibt 78.090 Wohnungen (Stand: Ende 2020). Etwa zwei Drittel davon sind Mietwohnungen, ein Drittel eigengenutzte Eigentumswohnungen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH hat mit ihren 7.323 Wohnungen einen Anteil von 17,1 Prozent am Mietwohnungsbestand und von 9,4 Prozent am gesamten Wohnungsbestand in Heidelberg. Zum Vergleich: Die Vereinigung baden-württembergischer kommunaler Wohnungsunternehmen mit 60 kommunalen und landkreisbezogenen Unternehmen hält 6,4 Prozent am Gesamtbestand der Mietwohnungen in Baden-Württemberg.