Steine des Gedenkens nutzen
Weinheim. Corona kann vieles verhindern – aber nicht das Erinnern, nicht das Gedenken jedes einzelnen an den 9. November, den Jahrestag der Reichspogromnacht im Jahr 1938. Der Tag, in dessen nachfolgender Nacht auch in Weinheim die Synagoge zerstört wurde, ist seit Jahren ein Tag des gemeinsamen Gedenkens von Weinheimerinnen und Weinheimern am Mahnmal im Stadtpark. Der 9. November gilt historisch als der Beginn der von den Nazis organisierten Judenverfolgung.
Nachdem die Stadt vor zwei Wochen zum Jahrestag der Deportation nach Gurs am Schloss – noch vor dem Lockdown – eine Veranstaltung mit großen Schautafeln organisiert hat, war die Gedenkstunde vom 9. November nun eigentlich an der Seite der Kirchen vorgesehen. Die Kirchengemeinden hatten einen öffentlichen Spaziergang zu den „Stolpersteinen“ geplant, die an Juden erinnern, die in Weinheim gelebt haben. Aber die aktuellen Corona-Auflagen und die erhöhte Infektionsgefahr lassen dieses Jahr eine Zusammenkunft nicht zu.
„Aber das sollte uns nicht daran hindern, diesen Tag, seine Tragik und seine Unmenschlichkeit uns immer wieder vor Augen zu führen“, appelliert Oberbürgermeister Manuel Just. Gemeinsam mit den Kirchengemeinden, und hier vor allem Pfarrer Dr. Stefan Royar, hat die Stadt andere Formate des Gedenkens gesucht und gefunden. Am Wochenende standen bei den Gottesdiensten in den Kirchen Lichtsäulen, auf denen die Namen der aus Weinheim vertriebenen Juden zu sehen waren. So floss das Gedenken als Thema in die Gottesdienste ein, die stattfinden dürfen und von der Coronaverordnung abgesegnet sind.
Am Montag, 9. November, sind die Weinheimerinnen und Weinheimer aufgerufen, am Mahnmal im Stadtpark kleine Steine des Gedenkens niederzulegen. Jeder einzelne Stein könnte einem Opfer der Nazi-Zeit gewidmet sein. OB Just: „So hat jeder für sich die Gelegenheit, ein Zeichen der Erinnerung aber auch der Mahnung zu setzen, dass sich so etwas nie mehr wiederholen darf.“ Gedenksteine werden ab Montagmorgen am Mahnmal bereitliegen. Die Ausstellung zur Deportation ist mittlerweile verlängert worden und nach wie vor an der Zeder zu sehen. Die Schautafeln sind auch online als Präsentation zu sehen unter: https://www.weinheim.de/startseite/stadtthemen/weinheim+und+die+mutigen+mitstreiter.html