Weinheims Stadtarchivarin Andrea Rößler lädt am Dienstag, 22. Oktober und am Sonntag, 27.Oktober zum geführten Besuch zu den Gedenkstellen ein
Weinheim. Am 22. Oktober 2019 jährt sich zum 79. Mal der Tag, an dem mehr als 6500 Menschen, die jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus Baden und der Saarpfalz, deportiert wurden, in das Lager Gurs in Südfrankreich.
Aus Weinheim waren es 54 Personen und aus Lützelsachsen fünf, die am Laubhüttenfest, einem hohen jüdischen Feiertag, ihre Heimat verlassen mussten. Nach einer dreitägigen Zugfahrt gelangten sie nach Gurs, wo sie unter katastrophalen Verhältnissen lebten. Viele starben nur wenige Wochen nach der Ankunft. Einigen gelang die Emigration, die meisten wurden in den Vernichtungslagern ermordet.
An diese Weinheimer Bürgerinnen und Bürger wird seit 2006 mit dem Kunstprojekt „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig erinnert. Die Stolpersteine liegen vor den Häusern, in denen einst jüdische Bürger der Stadt wohnten.
Bei zwei Führungen zu Stolpersteinen am Dienstag, 22. und Sonntag, 27. Oktober gilt das Augenmerk aber aufgrund des Jahrestags in erster Linie den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus. Weinheims Stadtarchivarin Andrea Rößler wird zu einigen „Stolpersteinen“ führen und vor Ort Erläuterungen zum historischen Hintergrund geben.
Startpunkt ist vor dem Eingang des Museums der Stadt Weinheim auf dem Amtshausplatz, Beginn jeweils 15 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Gunter Demnigs Intention ist es, allen Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken; bisher wurden rund 70 000 Stolpersteine in Europa verlegt. Die „Stolpersteine“ sind Mahnmale und Erinnerungen an die Menschen, die von den Nationalsozialisten verhaftet, deportiert und ermordet worden sind. Es sind Gedenksteine gegen Rassismus und Diskriminierung. In Weinheim liegen nun 45 Stolpersteine, zum Gedenken an 44 jüdische Opfer und einen Gewerkschafter. Am 29. Oktober um 9 Uhr wird Gunter Demnig im Mühlweg 10 drei weitere Steine verlegen, dann zum Gedenken an drei Frauen, die der Euthanasie zum Opfer fielen.
Hinweis: 2018 erschien eine Broschüre zu den Stolpersteinen; voraussichtlich noch 2019 wird auch eine englische Version erscheinen können. Sie ist erhältlich im Museum der Stadt Weinheim, der Tourist Information am Marktplatz, der Volkshochschule, der Stadtbibliothek und dem Stadtarchiv.