Lust machen auf Ausbildung
Weinheimer Ausbildungsbündnis arbeitet weiter an der Vernetzung von Schule und Wirtschaft – Bildungspartnerschaften verbessern
Weinheim. Es ist fast schon paradox: Betriebe und Verwaltungen suchen mit großem Aufwand nach interessierten jungen Menschen für Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Zugleich beklagen die Lehrkräfte an den Schulen immer noch die oftmals fehlende Nähe ihrer Schüler zu eben jenen Unternehmen, die sie gerne ausbilden würden. Seit vielen Jahren schon wird deshalb die Koordinierung am Übergang von der Schule ins Berufsleben in der Bildungsregion Weinheim wichtig genommen und mit hohem Einsatz „beackert“ – aber die Anstrengungen dürfen nicht nachlassen, stellte jetzt wieder Dr. Susanne Felger vom der Kommunalen Koordinierung der Stadt Weinheim fest. Manches sei noch unerledigt, zugleich entstünden neue Herausforderungen wie zum Beispiel veränderte Verhaltensweisen, Informations- und Kommunikationsstrategien der heutigen „Internet-Generation“.
In der Alten Druckerei der DiesbachMedien fand jetzt zum dritten Mal ein Netzwerktreffen von Vertretern aus neun Schulen und neun Unternehmen statt – es ging im Wesentlichen um Erwartungen und Absprachen bei der Vergabe und Ausgestaltung von Schülerpraktika im Betrieb und um Ausbildungsplätze: Wie können die Schülerinnen und Schüler rechtzeitig verstehen, was die Firmen von ihnen erwarten? Wie können sie in der Schule am besten vorbereitet werden? Wann und wie sind die Chancen auf ein Praktikum am größten? Aber auch: Wie „ticken“ Jugendliche in den Schulen und was finden sie an einem künftigen Arbeitgeber gut – wie also kann eine Firma ihre künftigen Arbeitskräfte begeistern? Und nicht zuletzt: Wie sichern Unternehmen eine gute Qualität beim Praktikum?
Das sind Fragen, die das Netzwerk am Übergang von der Schule ins Berufsleben in seinem Dialog-Workshop intensiven bearbeitet hat.
Diese Netzwerkarbeit wird vom städtischen Koordinierungsbüro am Übergang Schule-Beruf/Übergangsmanagement organisiert, in Zusammenarbeit mit dem Weinheimer Bündnis Ausbildung, den „Zweiburgentalenten“. Beim Bündnis sind die wichtigsten Weinheimer Ausbildungsbetriebe, das Bildungsbüro und die Regionale Jugendagentur „Job Central“ organisiert. Seitens der Stadt arbeiten auch Ausbildungsverantwortliche und die Wirtschaftsförderung mit. . Gemeinsam haben sich diese Akteure zum Ziel gesetzt, verlässliche Partnerschaften zwischen Schulen und Betriebe zu entwickeln. Wichtig dafür sind regelmäßige Dialoge und das sich persönlich Kennenlernen, betont Dr. Susanne Felger vom Koordinierungsbüro. Uwe Seehaus von Naturin und Zweiter Vorsitzender des Ausbildungsbündnisses formuliert: „Bildungspartnerschaften mit persönlich bekannten Partnern auf beiden Seiten, die eine Brücke bauen zwischen Schule und betrieblicher Ausbildung, helfen uns, aktuelle Anforderungen zu bewältigen und unsere Ausbildung attraktiver zu machen.“
Man war sich darin einig, dass die Vertreter der Wirtschaft dazu beitragen können, konkrete Themen und Anforderungen des Arbeitslebens noch mehr in den Schulunterricht zu tragen. Dazu müsse es engagierte und verlässliche Ansprechpartner für die Berufsorientierung auf beiden Seiten geben, vor allem auch verbesserte Absprache bei Praktika-Angeboten, sowohl beim Zeitpunkt als auch bei den Inhalten. Zudem wünschten sich die Lehrkräfte mehr Möglichkeiten zu Firmenbesuchen. „Jeder Schüler sollte wenigstens einmal eine Produktion gesehen haben“, hieß es.
Auch könnten junge Menschen in der Schule noch besser vorbereitet und „abgeholt“ werden, zum Beispiel durch Besuche von Firmenvertretern in den Schulen, eine Unternehmensvorstellung, eine Betriebserkundung oder ein gemeinsames Training für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch. Klartext: Praktiker aus der Wirtschaft könnten noch mehr auf ihre künftigen Arbeitnehmer zugehen. Dass die meisten der ausbildungsaktiven Bündnisunternehmen dazu bereit sind, wurde deutlich. Allerdings brauchen sie hierfür engagierte schulische Partner und Gespräche müssen praktische Folgen haben, betonte Vorstandsmitglied Nikolas Diesbach. Schulen und Betriebe sollten Eckpunkte ihrer Praktikumsvorbereitung und -durchführung verabreden – zum Nutzen aller. Das war ein wichtiges Ergebnis des dritten Dialog-Workshops . Die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verabredeten, it dem vierten Workshop im zweiten Halbjahr 2019 in das Erarbeiten von Qualitätsleitlinien für Schülerpraktika im Betrieb einzusteigen. Es sollen konkrete, praxistaugliche Verfahren, Instrumente und Verabredungen entwickelt werden, die von allen genutzt werden. Eine Leitfrage sei dabei: „Wie machen wir den Schülerinnen und Schülern gemeinsam Lust auf Ausbildung und Arbeitswelt – und wie erleichtern und fördern wir ihren Zugang?“