Vermutlich wegen des „Brexits“ wollten so viele Briten wie noch nie deutsche Staatsbürger werden
Zahlen und Ziffern spielen in einer großen Behörde wie dem Landratsamt natürlich eine große Rolle. In der Serie „Zahl des Monats“ stellt das Referat Öffentlichkeitsarbeit im Büro des Landrats neue beziehungsweise interessante Zahlen vor und beleuchtet wissenswerte Fakten, die sich hinter den nüchternen Ziffern verbergen. Für den Monat Juni lautet die Zahl 996: So viele Menschen wurden im vergangen Jahr im Rhein-Neckar-Kreis eingebürgert.
Während im Jahr 2018 noch 837 Menschen im Landkreis die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatten, lag deren Zahl zum Stichtag 31. Dezember 2019 um 159 höher – ein Anstieg um 19 Prozent. Der Kreis liegt damit sogar etwas über dem Landestrend (plus 17 Prozent) – insgesamt wurden in Baden-Württemberg im Verlauf des letzten Jahres übrigens 19 109 ausländische Staatsangehörige eingebürgert.
Im Rhein-Neckar-Kreis kommen die neuen deutschen Staatsbürger aus insgesamt 78 Staaten rund um den Globus, die Anzahl der Herkunftsländer sank somit im Vergleich zu 2018 (damals waren es 85) leicht. Mehr als die Hälfte der 996 neuen deutschen Staatsbürger im Landkreis sind weiblich (531). 135 (Vorjahr: 102) der eingebürgerten Ausländerinnen und Ausländer waren minderjährig.
Auf den ersten Blick überraschend ist, dass im Ländervergleich Großbritannien mit 142 Einbürgerungen den höchsten Wert aufweist und so den langjährigen „Spitzenreiter“ Türkei (121) auf den zweiten Platz verdrängt. Die Zahl der eingebürgerten Briten war 2019 sogar knapp höher als in den Jahren 2018 (49) und 2017 (92) zusammen (141). „Dies lag wohl am endgültig nahenden Brexit“, schlussfolgert Jürgen Gruber, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes im Landratsamt. Seine These kann er mit Zahlen aus den Jahren 2009 bis 2015 untermauern: In diesem Zeitraum wurden zusammen gerade einmal 42 britische Staatsangehörige eingebürgert. Der „Run“ scheint nun aber wieder nachzulassen: In diesem Jahr waren es bislang erst elf Personen britischer Herkunft, die nun deutsche Staatsbürger geworden sind.
Zurück zur „Einbürgerungsrangliste“ des Rhein-Neckar-Kreises: Nach Großbritannien und der Türkei folgen der Kosovo (51 eingebürgerte Personen), die Ukraine (45) und Indien (43). Aus diesen fünf Staaten kommen ursprünglich 40 Prozent aller im Jahr 2019 eingebürgerten Personen. Interessant in diesem Zusammenhang: Die Ukraine und Indien waren in den letzten Jahren nie unter den Top Fünf vertreten gewesen. Bei den eingebürgerten Indern könnte es sich in vielen Fällen um Fachkräfte aus der IT-Branche handeln, die in der Rhein-Neckar-Region ja stark vertreten ist. Generell auffällig ist die konstant niedrige Zahl der Einbürgerungen von Menschen aus EU-Staaten. „Das dürfte daran liegen, dass diese auch ohne deutsche Staatsbürgerschaft weitgehend den deutschen Staatsbürgern gleichgestellt sind“, sagt Gruber.
Sein Amt, in dem die Ausländerbehörde des Rhein-Neckar-Kreises integriert ist, steht für Rückfragen rund um das Thema Einbürgerungen unter der Telefonnummer 06221/522-1219, E-Mail: [email protected], gerne zur Verfügung. Zu den Anforderungen, die Ausländer erfüllen müssen, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen, gehören unter anderem ausreichende Deutschkenntnisse oder auch ein Überblick über die Rechts- und Gesellschaftsordnung in Deutschland. Letzteres wird im Normalfall durch Einbürgerungstests abgefragt.