Städtische Delegation bei EUROCITIES Jahreshauptversammlung in Espoo
EUROCITIES ist das bedeutendste europäische Städtenetzwerk, in dem über 200 der größten Städte aus 38 europäischen Ländern vertreten sind. Das Netzwerk repräsentiert mehr als 130 Millionen Einwohner*innen und dient als Sprachrohr, das gebündelt die kommunalen Interessen in europäische Entscheidungsprozesse einbringt sowie als Plattform für den europäischen Wissens- und Erfahrungsaustausch. Die Stadt Mannheim ist seit 2009 Mitglied in diesem Netzwerk.
Vom 8.-10. Juni fand in Espoo, der zweitgrößten Stadt Finnlands, die Jahreskonferenz des Städtenetzwerks statt. Bürgermeister*innen und Mitarbeitende der europäischen Städte kamen dabei in den Austausch u.a. mit EU-Kommissar*innen und Minister*innen der finnischen Regierung. Für die Stadt Mannheim waren der Erste Bürgermeister Christian Specht sowie Bürgermeisterin Prof. Dr. Diana Pretzell in Begleitung von Mitarbeitenden der Stadtverwaltung auf der Konferenz vertreten. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, der aufgrund seiner Corona-Infektion die Teilnahme an der Konferenz kurzfristig absagen musste, betont die Bedeutung dieser Netzwerkkonferenz auch für Mannheim: „Die EUROCITIES Jahreskonferenz ermöglicht es uns, in den direkten Austausch mit anderen europäischen Städten zu treten, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind, wie wir in Mannheim. Durch gegenseitiges Lernen und gemeinsames Weiterentwickeln von Lösungsansätzen zu aktuellen städtischen Schwerpunktthemen ist das Städtenetzwerk von großer Bedeutung für Mannheim. Zudem können wir über EUROCITIES aktiven Einfluss auf die europapolitischen Prioritäten ausüben und dafür sorgen, dass die Stimme der Städte in der globalisierten Welt deutlicher wahrgenommen wird.“
Zukunft der europäischen Städte
Unter dem Konferenztitel „An era of new beginnings“ fokussierte sich die Veranstaltung auf die Gestaltung der Zukunft der europäischen Städte und deren wichtige Rolle zur Erreichung eines nachhaltigen, inklusiven und klimaneutralen Europas. In interaktiven Formaten und Workshops zu Themen wie dem Green Deal und der Agenda 2030 mit ihren Nachhaltigkeitszielen zogen die Teilnehmenden Zwischenbilanz und folgerten Schlüsse für die Gestaltung einer sozialen, nachhaltigen und gerechten Zukunft in den Städten.
Dass die europäischen Städte eine Vorreiterrolle bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen, wie beispielsweise dem Klimawandel und der Energiewende einnehmen und dass der Übergang zu einer sauberen Energieversorgung, die Entwicklung neuer digitaler Lösungen, die Gestaltung einer klimaneutralen, gerechten Gesellschaft und eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums vor allem auf der kommunalen Ebene stattfindet, wurde in zahlreichen Redebeiträgen hervorgehoben Jukka Mäkelä, gastgebender Oberbürgermeister von Espoo, führte aus, dass die Städte diejenigen sind, die den Europäischen Green Deal vor Ort umsetzten und das Ziel der Klimaneutralität nur erreicht werden könne, wenn alle politischen Ebenen eng zusammenarbeiteten.
Umweltbürgermeisterin Prof. Dr. Diana Pretzell präsentierte auf einem mit europäischen Bürgermeister*innen besetzten Podium die Vorhaben Mannheims: Dabei standen die innovativen Ansätze des Local Green Deals und die Städtemission „100 Climate neutral and smart cities“ im Zentrum, für die Mannheim wie auch weitere Städte aus dem EUROCITIES-Netzwerk Ende April ausgewählt wurde. Sie betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit sowohl auf europäischer Ebene als auch mit der lokalen Wirtschaft und Bürgerschaft zur Erreichung der gesteckten Klimaschutzziele: „Das Erreichen unserer Ziele gelingt nur gemeinsam. Durch die Zusammenarbeit mit europäischen Städten über das EUROCITIES-Netzwerk, u.a. auch im Rahmen der Städtemission „100 Climate Neutral Cities“, erhalten wir wichtige Unterstützung auf dem Weg zur Erreichung der Klimaschutzziele und können gleichzeitig unsere Expertise mit anderen Städten teilen. Durch die Synergien aus dieser engen Kooperation mit europäischen Städten als auch mit den Mannheimer Akteur*innen, entwickeln wir ideale Lösungen für Mannheim in einem kooperativen Prozess.“
Neben den Themen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit nahm vor allem der Krieg in der Ukraine eine große Bedeutung während der Konferenz ein. Dem Eurocities-Netzwerk gehören die vier ukrainischen Städte Charkiw, Kiew, Lviv und Odessa an. Bereits kurz nach Ausbruch des Krieges starteten europäische Bürgermeister*innen einen gemeinsamen Aufruf an die Nationalregierungen der EU-Länder und an die Europäische Kommission, die Anstrengungen zur Beendigung des Krieges in Europa zu verstärken. Der sogenannte „Joint Call from Mariupol“ wurde von über 300 Bürgermeister*innen unterzeichnet, unter anderem auch von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Die Städte unterstrichen während der Konferenz ihre uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine und ihre volle Unterstützungsbereitschaft für den Wiederaufbau ukrainischer Städte. Die versammelten europäischen Bürgermeister*innen sprachen sich einstimmig dafür aus, dass der Ukraine der Status eines EU-Beitrittskandidaten zuerkannt wird. „Darüber hinaus haben wir Bürgermeister*innen gefordert, dass bei dem europäischen Wiederaufbaukonzept für die Ukraine die Städte – und insbesondere die Partnerstädte von ukrainischen Städten – unmittelbar beteiligt werden. Dies eröffnet auch für unsere Partnerstadt Czernowitz neue Chancen im Wiederaufbauprozess“, so Erster Bürgermeister Christian Specht.
Specht nutzte die Reise nach Finnland darüber hinaus, um im Vorfeld der Konferenz auch einen Besuch bei der stellvertretenden Bürgermeisterin von Helsinki, Anni Sinnemäki, zu absolvieren. „Wir befinden uns bereits seit Jahren in engem Austausch zum Thema Mobilität und den damit einhergehenden Herausforderungen und Chancen. So beispielsweise auch zu unserer Rhein-Neckar-Tram (RNT) 2020, die in Helsinki in ähnlicher Form bereits verkehrt und aktuell in Teilen auch für uns in Finnland gebaut wird“, berichtet Specht. Gemeinsam mit seiner finnischen Amtskollegin besuchte Specht auch die neue Stadtbibliothek in Helsinki und informierte sich über deren Entstehungsprozess sowie das einzigartige Bildungsangebot der Einrichtung.
Quelle: Stadt Mannheim